Haiti: Platz zum Lernen

20.07.2012

Für ein neues Ausbildungszentrum in Haiti sammelte der DGB 2010 Spenden. Jetzt wird es gebaut.

Im provisorischen „Hörsaal“ müssen sich 50 Frauen jeweils zu zweit einen Stuhl teilen. Sie können es kaum erwarten, dass die neue Bildungsstätte von RENAFAM, dem nationalen Netzwerk gewerkschaftlich organisierter Frauen, fertig wird. Es ist schon zwei Jahre her, dass das verheerende Erdbeben in Haiti ihr Ausbildungszentrum zerstörte.

Für den Wiederaufbau hatte die Spendenaktion des Deutschen Gewerkschaftsbundes „Gewerkschaften helfen“ 2012 fast 48.000 Euro gesammelt. Doch dann tauchten Schwierigkeiten auf. RENAFAM war bereits vor Jahren einem Betrüger aufgesessen. Ihr zusammengestürztes Ausbildungszentrum war auf einem Grundstück gebaut, das ihnen gar nicht gehörte. So begann eine fieberhafte Suche nach einem neuen Grundstück. Das Geld dafür stellte schnell und unbürokratisch der finnische Gewerkschaftsdachverband SAK zur Verfügung. Nach den ersten Architekturstudien aber wurde dann klar, dass die 47.512 Euro, die „Gewerkschaften helfen“ an Spenden gesammelt hatte, nur einen kleinen Teil der Kosten für den Neubau abdecken würde. Etwa vier mal so viel Geld wurde gebraucht. Um keine Bauruine zu hinterlassen, sollte erst dann begonnen werden, wenn sich ein Financier gefunden hätte. Die aus Deutschland gespendeten Gelder waren zwischenzeitlich auf einem Bankkonto in Haiti geparkt. Jetzt werden sie eingesetzt: Der holländische Dachverband kirchlicher Nichtregierungsorganisationen hat sich bereit erklärt, die fehlenden Finanzmittel beizusteuern.

Damit wird der Wiederaufbau zu einem echten europäischen Kooperationsprojekt. Arnold Antonin vom Centre Petion Bolivar in Haiti hat als langjähriger Partner der Friedrich-Ebert-Stiftung geholfen, die Schwierigkeiten aus dem Weg zu räumen. Ein wenig Geduld brauchen die Frauen noch bis es fertig ist – doch das gehört in Haiti zum Alltag.

Dr. Stefanie Hanke Die Autorin ist Leiterin der Friedrich-Ebert-Stiftung in der Dominikanischen Republik